Mittwoch, 20. Mai 2015

Französisch lernen ?

Tja, wir wohnen nun also in Frankreich. Und da wir uns entschieden haben, zu bleiben und uns sogar eine etwas gemütlichere Bleibe suchen möchten, da stellt sich schon die Frage nach dem Französisch.

Ich hatte ja damals in der Schule einige Jahre französisch (nicht dass da viel hängen geblieben wäre) und habe es immer auf den Tod gehasst als unangenehm empfunden, diesen Unterricht ertragen zu müssen. Trotzdem fand ich Frankreich irgendwie cool, schon immer. Am Frankreich-Austausch meiner Dorf-Gemeinde habe ich auch gerne mitgemacht. Die Kommunikation klappte schon irgendwie, zur Not mit Händen und Füßen.

Während meiner Ehe hatte ich wenig Kontakt zu Frankreich. Mein Ehemann hatte es nicht so mit den Franzosen, obwohl er doch direkt an der Grenze groß geworden ist. Mehr als ein-, zweimal haben wir es in 13 gemeinsamen Jahren leider nicht in dieses Land geschafft. Aber ich bin immer mal wieder an die VHS gegangen. Diese Kurse habe ich aber nie lange durchgehalten, denn sie erinnerten mich schon sehr stark an die Schule.

Als ich also letzten Spätsommer den Umzug beschlossen hatte, war ich weit entfernt von dieser wunderschönen Sprache. So entfernt, dass ich mich nicht einmal getraut habe, meinem französischen Kollegen ein "Salut, ca va ?" entgegen zu flüstern. Aber mit dem Umzugsgedanken platzte in mir irgendwie eine Hemmschwelle. Die Tatsache eines wirklichen Umzugs nach Frankreich (wenn auch ziemlich direkt an die Grenze) hob diese Blockade vollständig in mir auf und ich begann, auf französisch zu stammeln. Ich stammelte mit dem Kollegen (den Makler ließ ich beim ersten Mal noch diesen anrufen), aber radebrechte schon beim zweiten Anruf für eine potentielle Wohnung selbst. Halb freiwillig, halb von meinem Lebenspartner überredet. Natürlich können im Elsass die meisten Menschen deutsch und ich bekam sehr oft sehr schnell deutsche Antworten. 

Nur in den Behörden nicht. Nicht im Rathaus, nicht im Finanzamt, nicht bei der Schule, in die Emily noch kurz ging. Und schon gar nicht beim Internetprovider oder beim Stromanbieter. Tja, was soll ich sagen, im ersten halben Jahr hier ist mein Vokabular explodiert. Einfach nur aus der Notwendigkeit heraus. Und inzwischen kann ich mich ganz gut unterhalten. Nur mit dem Verstehen klappt es noch nicht so gut. Ich habe verschiedenes ausprobiert, wie ich mein Lernen beschleunigen kann, denn das Sprachbad ist wie gesagt hier nicht so umfassend. Und letztendlich bin ich nun darauf gekommen, dass ich es genauso angehen muss wie damals beim Englischen. Ich lerne einfach am besten aus Büchern. Ich lese einen spannenden Roman, so gut ich ihn verstehe und lerne quasi nebenbei. Vermutlich hat jeder so einen Weg, mit dem er am besten lernt.

Für mich steht es also außer Frage, dass ich französisch richtig gut lernen will. Was aber ist mit den Kindern? Sie konnten die Sprache überhaupt nicht, als wir hierher gezogen sind. Man sagt ja immer, kleinere Kinder würden das innerhalb kurzer Zeit von alleine lernen. Tja. 

Emily war 10 Wochen in der französischen Schule, weil sie sie ausprobieren wollte. Ich dachte, sie lernt vielleicht wenigstens französisch. Aber weit gefehlt. Kaum ein Wort brachte sie mit nach Hause. Französischen Freunde hat sie auch nicht, dafür viele deutsche. 

Johanna hat ihre Kontakte auch in Deutschland. Sie hat am Anfang mit Anki Vokabeln gelernt und ich habe den Eindruck sie versteht auch ein paar Brocken. Aber schon nach kurzer Zeit hat sie komplett verweigert, mit der französischen Sprache weiterzumachen.

Und jetzt? Prinzipiell möchte ich ja, dass die Kinder vorwiegend ihren Interessen folgen. Ich finde aber auch, dass wir nicht die Freiheiten und Vorteile eines Landes nutzen sollten, ohne uns diesem Land auch anzunähern, und ohne den Versuch, uns etwas zu integrieren. Also habe ich verschiedene Schleichwege in unser Leben gebaut.

1) Die Kinder hören mir ziemlich oft zu, wie ich mit jemandem auf französisch rede. Ein bisschen Sprachbad gibt es also.
2) Ich habe mir einen französischen Babysitter gesucht. Der möchte gerne deutsch lernen, kann es aber noch nicht sehr gut. Ein gegenseitiges Lernen also. 
3) Fernsehen gibt es nur auf französisch. Wenn wir zusammen Filme anschauen, dann auf französisch. (Leider gibt es aber auf Youtube ganz viel andere Sprachen... :)
4) Wir suchen Vereine und Aktivitäten auf französisch.
5) Ich lese französische Kinderbücher vor.
6) Ich habe eine französische Vorschulsoftware gekauft: Adibou (Mama, das spiele ich nicht, das ist auf französisch...)

Das alles haben wir schon die ganze Zeit gemacht, aber jetzt hat mir eine Freundin einen guten Tipp gegeben: die Reihe "Cahier pour les Vacances" von Nathan. Ich habe die Grundschulreihe gekauft, gabs im Supermarkt. Und heute abend saßen wir gemeinsam davor und haben es zusammen angefangen. Die CP-Stufe, das ist Vorschulalter. Und wir lernen alle dazu. Es war ein tolles Familien-Happening. Hat Spass gemacht und wir haben es geteilt und wir haben alle etwas gelernt. Ich bin schon sehr gespannt, ob die Kinder sich weiterhin darauf einlassen. Ich fände es toll, wenn sie der Sprache unserer Wahlheimat näher kommen würden.

Ich lerne aus dem heutigen Erlebnis wieder einmal, wie wichtig es ist, den Kindern reichhaltige Angebote zu machen und auf verschiedene Weise die Welt näher zu bringen. Dass sie bislang das französisch eher abgelehnt haben, könnte auch daran liegen, dass wir noch nicht den richtigen Umgang gefunden haben. Und gar nicht am französisch selbst. Heute sah es jedenfalls danach aus.

1 Kommentar:

  1. Wie schade, dass Dein Blog abbricht. Habe gehört, dass Frankreich im September seine Einstellung zu Homeschooling -thanks to muslim homeschooling - extrem reduziert hat und kein Homeschooling mehr erlaubt. Wie geht es Euch damit?

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